2004 – 2007
Locked – In –
für Gitarre, Violine, Viola und Violoncello
MARIE B. (Seven Chambers)
für Streichquartett und Live-Elektronik
Wrong SCHAUKELN – ESSEN – SAFT
(aus: Irrenoffensive)
für Gebärdensolistin, Oboe, Posaune, Violine, E-Gitarre, Perkussion und Live-Elektronik
Helmut Oehring/Iris ter Schiphorst
PRAE-SENZ (Ballet blanc II in fünf Szenen)
für Violine, Violoncello und Klavier/Sampler
20.45 Uhr – Vinko Globokar + Helmut Oehring im Gespräch mit Jürgen Otten
21.45 Uhr – Vinko Globokar
Métamorphoses paralleles
für Viola, Klavier und zwei Sampler
Substitution anonyme
für Flöte, Klarinette, Violine, Viola, Violoncello und Klavier
Etude pour Folklora I
für 19 Solisten
Christina Schönefeld, Gebärdensolistin
Roland Kluttig, Musikalische Leitung
KNM Berlin und Gäste
Torsten Ottersberg, Klangregie
Die Synergie der Rezeption wirft eigene Fragen auf und die Frage nach der Akzeptanz solcher vielleicht noch nie gehörten Klänge (und Kunstwerke) rückt in den Hintergrund. Das Wissen um die zeitliche Begrenztheit der Darbietung verschafft dem Betrachter und Hörer die Freiheit, sich dem Neuen gegenüber zu öffnen. (Margarete Zander)
Mit Werken von Boris Baltschun/Serge Baghdassarians, Christopher Fox, Vinko Globokar, Sven-Åke Johansson, Mauricio Kagel, Theo Nabicht/Alexandre Babel, Daniel Ploeger
Programm
Helmut Lachenmann
Serynade (1998)
for piano
Aldo Clementi
Sei Momenti (1996-97)
for six instruments
Bernhard Lang
Differenz/Wiederholung 1.2 (2002)
for flute, tenorsaxophon, piano and amplification
Stefan Bartling
Mit Namen & RANDNOTIZ (2002)
for 4 loudspeakers, 2 megaphone- and 1 bicycle performer
Georges Aperghis
À bout de bras
for oboe and clarinet
Mark Andre
asche (revised version 2005)
for five instrumentalists
Marc Sabat (Music)/Peter Sabat (Video)
AUTOMAT (2007)
music scenery for 2 violins and video with field recording
KNM Berlin
Rebecca Lenton, flute
Gudrun Reschke, oboe, megaphone
Winfried Rager, clarinet, megaphone
Theo Nabicht, saxophon
Benjamin Kobler, piano
Steffen Tast, violin
Ekkehard Windrich, violin, readymade
Kirstin Maria Pientka, viola
Ringela Riemke, violoncello
Mit freundlicher Unterstützung der Kulturverwaltung des Landes Berlin.
Stefan Bartling
Mit Namen und RANDNOTIZ / 2002
for 4 loudspeakers, 2 megaphone- and 1 bicycle performer
Helmut Oehring
Philipp / 2007
for double bass clarinet and cd
Marc Sabat (Music)/Peter Sabat (Video)
AUTOMAT / 2007
music scenery for 2 violins and video with field recording
Ana Maria Rodriguez
Telegram from a sea / 2007
for speaker, instruments and live-electronics
words by Ron Winkler
08.30 pm – 2nd part
Stefano Gervasoni
An
Luigi Nono
Post-prae-ludium per Donau / 1987
per tuba e live electronics
Peter Ablinger
voices and piano / since 1998
(Bertolt Brecht, Arnold Schoenberg, Angela Davis, Mao Tse-Tung)
Helmut Lachenmann
Intérieur I for one percussionist / 1965-1966
09.45 pm – 3rd part
Alessandro Bosetti
The listeners / 2005
Eight short compositions
Walter Zimmermann
Shadows of Cold Mountain 5 / 1997
Thomas Meadowcroft
Ezra Jack Plot / 2007
for chamber ensemble and video stills from The Snowy Day by Ezra Jack Keats
Stephan Winkler
Vom Durst nach Dasein. / 2000-2001
Sieben Sachen und eine Gegebenheit für Bratsche und noch sieben
Metropolis-Counterpoint Berlin is made possible by the Capital Cultural Fund in Berlin and supported by the Goethe-Institut New York.
world premieres by
Hila Tamir Ostrover
Felipe Lara
Yoon-Ji Lee
Yoni Niv
Jessica Schwartz
Clara Latham
This proposed “Concertos” project will, in a way, some 40 years later, represent a return and update to Mantler’s original concept of his work for the Jazz Composer’s Orchestra, as applied to today’s soloists, now from a wider musical experience, interacting with a flexible contemporary chamber ensemble.
Momentan komponiert Michael Mantler einen Zyklus von Solokonzerten für Kammerensemble (Kammerensemble Neue Musik Berlin), sowohl für (nicht-improvisierende) Instrumentalisten aus der zeitgenössischen Neuen Musik als auch für (frei improvisierende/interpretierende) Solisten aus dem Jazz und Rockbereich.
Vierzig Jahre nach Mantlers Arbeit mit dem Jazz Composers’ Orchestra stellt das geplante „Concertos“-Projekt gewissermaßen eine Rück und Neubesinnung auf die damaligen Konzepte dar, für Solisten von heute, vor dem Hintergrund erweiterter musikalischer Erfahrungen und im Austausch mit einem flexiblen zeitgenössischen Kammerensemble.
„Die Stücke sind nicht als Solokonzerte im strikten, klassischen Verständnis zu verstehen. Trotz der spieltechnischen Schwierigkeiten sind sie nicht in erster Linie als virtuose Exerzitien gedacht, dementsprechend verlangen sie vom Solisten eben nicht das nahezu Unmögliche zum Zweck der puren Demonstration technischen Könnens. In meinen Augen sind es einfach Musikstücke, die sich auszeichnen durch den einzigartigen Sound eines bestimmten Instruments, so wie es der gewählte Solist zu spielen pflegt.“ M.M.
TRUMPET, Michael Mantler
GUITAR, Bjarne Roupé
SAXOPHONE, Bob Rockwell
MARIMBAVIBE, Pedro Carneiro
PIANO, Majella Stockhausen-Riegelbauer
TROMBONE, Roswell Rudd
PERCUSSION, Nick Mason
Kammerensemble Neue Musik Berlin
Conductor, Roland Kluttig
Die Idee eines scheinbar objektiven Programmes wurde schnell zugunsten einer persönlichen Sicht auf die Musikszene der Metropole Deutschlands verworfen.
Der Blick von Außen auf Berlin fällt nicht auf einen bündelnden Spiegel (wie etwa in Paris), sondern zerfällt in unzählige, gegenläufige, heterogene Augenblicke. Diese arbiträre und versteckt netzwerkartige Struktur ist wohl mit den resultierenden verschiedenen ästhetischen Positionen selbst ein Kennzeichen der zeitgenössischen Musikproduktion in Berlin.
Berlins Musik der Gegenwart ist wie selbstverständlich international geworden. Berlin ist für das 21. Jahrhundert, was Paris für das beginnende 20. Jahrhundert war: Metropole der Welt, Welthauptstadt der musikalischen Bohème. Die zeitgenössische Musik Berlins entsteht durch Künstler die in Berlin leben, aber hier kaum arbeiten können, die hier arbeiten, aber nicht leben wollen oder die beides in Berlin gefunden haben. Ihre musikalischen Signaturen gilt es zu entdecken und zu überraschenden Linien und Kontrapunkten zu verdichten.
»Berlin – Kontrapunkt Großstadt« wird als mehrstündiges Musikevent in drei Kontrapunkten mit Interferenzen und Verbindungen inszeniert.
Kontrapunkt 1 ist chronologisch und linear konzipiert, indem er eine Generationsfolge von Komponisten nachvollzieht, die durch das Verhältnis Lehrer/Schüler charakterisiert ist. Er spannt einen Bogen vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis ins Heutige. Arnold Schönberg ist er natürlich einer der künstlerisch einflussreichsten Komponisten der Moderne. Luigi Nono, der längere Zeit in Berlin arbeitete und Schönbergs Werk ausgiebig studierte, war diesem ja auch familiär verbunden. Der Weg zu Helmut Lachenmann, einem Schüler Nonos, führt über Peter Ablingers „voices and piano“, der als „Nichtmitglied“ dieser Generationsfolge allerdings Schönberg selbst zu Worte kommen lässt.
Kontrapunkt 2 verläuft als intermdedia Strang. Er folgt musikalischen/performativen Positionen, die sich aus der typisch Berliner Auseinandersetzung mit der Konzertform selbst bilden. Wie an keinem anderen Ort Deutschlands arbeiten die Komponisten hier an konkreten Themen und Fragestellungen, indem sie den Dialog zu anderen Künsten suchen. Oft entwerfen Sie ihre Werke für bestimmte Räume oder Situationen, beziehen visuelle Elemente und dokumentarische alltägliche Materialien ein. Diese Spur führt uns von einer mit Megaphonen und readymades arbeitenden Sprachkomposition Stefan Bartlings, über Helmut Oehrings neues Saxophonstück, Sabats „Musik/Videokanon“ über eine Berliner Autowaschanlage bis hin zu Ana Maria Rodriguez’ „Telegram from a sea“, das die durch ein technisch-analytisches Vokabular entstehende Landschaftsbeschreibungen Ron Winklers in einen musikalischen Zusammenhang einbindet.
Der 3. Kontrapunkt schließlich hinterfragt das musikalische Medium selbst, indem er die Beziehung zwischen Hören und Sehen sucht. Track 3 beginnt mit Alessandro Bosettis Videoarbeit „Tke listeners“, inder man zusehen kann, wie Menschen hören. Es folgt ein Ausschnitt aus Walter Zimmermanns Zyklus „Erased“ nach Brice Marden. Zimmermann übersetzt hier die für Marden typischen Liniengeflechte in Klangbewegungen. Der Australier Thomas Meadwowcroft befasst sich mit Fragen der Identität und Emigration, indem er Videostills nach Kinderbuchillustrationen von Ezra Keats musikalisch integriert.
Abschließend und in gewisser Weise als Zusammenfassung des Abends entfaltet Stephan Winkler in seinem “Vom Durst nach Dasein“ sieben Charakterbilder der Weltverhaftung.
Kontrapunkt 1
Arnold Schönberg
Kammersymphonie Nr 1, op. 9 (1906) in der Reduktion von A. Webern
Luigi Nono
Post-prae-ludium per Donau per tuba e live electronics (1987)
Peter Ablinger
voices and piano (seit 1998)
(Bertolt Brecht, Arnold Schoenberg (WP, 2007), Angela Davis, Mao Tse-Tung)
Helmut Lachenmann
Intérieur I für einen Schlagzeugsolisten (1965-1966)
Kontrapunkt 2
Stefan Bartling
MIT NAMEN & Randnotiz (2002)
für 4 Lautsprecher, 2 Megaphonspieler und 1 Fahrradspieler
Helmut Oehring
Neues Werk für Sopransaxophon (WP, 2007)
Marc Sabat (Musik)/Peter Sabat (Video)
AUTOMAT (2007) music scenery for 2 violins and video with field recording (2007)
Ana Maria Rodriguez
Telegram from a sea (WP, 2007)
für Sprecher, Instrumente und Live-Elektronik
Text: Ron Winkler
Kontrapunkt 3
Alessandro Bosetti
The listeners Eight short compositions (2005)
Walter Zimmermann (1997)
Shadows of Cold Mountain 5
für Flöte, Oboe, Klarinette und Tuba
Thomas Meadowcroft
Ezra Jack Plot (WP, 2007)
für kleines Ensemble und Videostills aus The Snowy Day von Ezra Jack Keats
Stephan Winkler
Vom Durst nach Dasein. Sieben Sachen und eine Gegebenheit für Bratsche und noch sieben (2000/01)
Mit freundlicher Unterstützung des Hauptstadtkulturfonds.
Ein Projekt des KNM Berlin in Kooperation mit dem Konzerthaus Berlin und der Carnegie Hall, NYC.
In New York, Wien, London, Neapel, Zürich oder München hat der international bekannte Künstler, Koch und Dandy Paul Renner bereits Kunstbegeisterte in seinen Bann gezogen.
Unter dem Titel Theatrum Anatomicum wird Paul Renner seine vier wichtigsten “Hell Fire”-Inszenierungen (Travellers Club, London 2001, Fondazione Morra, Neapel 2002, Kunsthalle Wien, 2004, und Galerie Leo König Inc, New York, 2006) auf dem KUB-Platz zusammenführen. Ein etwa 12 Meter hoher Bau auf dem KUB-Platz wird dem Teatro Anatomico in Padua nachempfunden. Als kleine ovale Oper mit übereinander liegenden Rängen bietet sie Platz für das Publikum und eine im Zentrum liegende Küche. Der Bau, der im Inneren aus einer Hülle getrockneter Schweinsblasen besteht, ist mit Objekten der vier Spielorte eingerichtet. Etwa 120 bis 150 Personen finden in dem Bau Platz. Die Küche ist gleichzeitig Bühne und bietet Raum für die Aufführungen.
Rebecca Lenton, Flöte
Theo Nabicht, Bassklarinette/Kontrabassklarinette
Friedemann Werzlau, Schlagzeug
Ekkehard WIndrich, Violine
Daniella Strasfogel, Violine
Cosima Gerhardt, Violoncello
8 Medizinballspieler
THE RECITAL PIECE
performance piece for pianist and musician with reel-to-reel tape machine, LP-player and CD-player
Helmut Lachenmann
Fünf Variationen über ein Thema von Franz Schubert
Stefan Bartling
Passage dangereuse
Töne aus Franz Schuberts Winterreise op. 89,
Lied XX Der Wegweiser, Takt 57-64
Mark Andre
asche
Aldo Clementi
Sei momenti
Stefano Gervasoni
AN
quasi una serenata per flauto contralto, clarinetto e trio d’archi,
con la complicità di Schubert
Christina Schönfeld, Gebärde solo
Torsten Ottersberg, Tonregie und Live-Elektronik GOGH s.m.p.
Ingo Bracke, Licht-Inszenierung
Programm
MISCHWESEN
(mit Iris ter Schiphorst)
nach dem Gedicht SILENCE von Anne Sexton und Texten von Helmut Oehring und Iris ter Schiphorst
Version für Gebärde, Bassklarinette, Trompete, Violoncello und Keyboard (UA)
LIVE (aus: Androgyn
(mit Iris ter Schiphorst)
nach dem Gedicht LIVE von Anne Sexton
Version für Countertenor, Violine, Violoncello, präpariertes Klavier/sampling Keyboard und Live-Elektronik (UA)
FOXFIRE ZWEI
für Bassklarinette solo
rumgammeln + warten
(mit Iris ter Schiphorst)
Text von Helmut Oehring/Iris ter Schiphorst
Version für Countertenor, Gebärde, Bassklarinette, Trompete, Klavier/Keyboard, Percussion, Violine, Violoncello, Kontrabass und Zuspiel CD (UA)
Philipp
für Trompete solo
POLYSKOPIE
für Solisten und kleines Orchester 2000/01
Jonathan Stockhammer, Musikalische Leitung
KNM Berlin
Winfried Rager, Klarinette
Theo Nabicht, Kontrabssklarinette
Daniel Ploeger, Posaune
Frank Gutschmidt, Klavier
Steffen Tast, Violine
Ringela Riemke, Violoncello
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Ausgangspunkt sind Beobachtungen am Objekt Konzert, genauer: am „Momemt“, der durch die (SolistInnen)kadenz „aufgeblasen“ wird, die in den Raum projizierte Energie zwischen dem Quartsextakkord und der darauffolgenden Dominante, dieses „X“, das sich in die Kadenz hinein entlädt. Analyse und Re-Synthese am „Konzerttanten“ und Kadenz- (im zweifachen Sinn)material führen weiter zu einer Grundannahme, die in sich durch ein spekulatives Experiment paradox geworden ist: Gleichzeitigkeit würde bedeuten, daß in ihr auf der Ebene von Materialität, Kontextualität … der beobachteten Elemente und deren Verknüpfungsmodi Geschichte (Wahrnehmungsstand) und Zukunft (potentielle Offenheit zur Polydimensionalität) im (nicht existenten) Augenblick zusammengepresst wären. Jedes Ereignis, das ich wahrnehme, würde seine Geschichte(n) durch die Prägung meiner Wahrnehmung durch eben diese in sich tragen, – und auch seine potentiellen Möglichkeiten durch die in seiner Materialität und den möglichen Kontextbildungen (durch mich?) offenlegbaren Qualitäten. Auf ein Material projiziert, das aus den trivial gewordenen virtuosen Floskeln einer (Solisten)Kadenz destilliert wurde, und andererseits die harmonische „Kadenz“ als strukturelle Energie ander zu kodieren versucht, heißt das, daß die Materialbausteine immer polyvatent auskomponiert werden müssen.
ab 19.00 Uhr
2WEI: Beat Furrer + Salvatore Sciarrino
Studio, 20.00 Uhr
Beat Furrer, Musikalische Leitung
Otto Katzameier Bariton
KNM Berlin
Salvatore Sciarrino
„Quaderno di strada”
12 canti e un proverbio per baritono et strumenti (2003)
Foyer, 21.15 Uhr
Gespräch Beat Furrer + Salvatore Sciarrino
Moderation: Martina Seeber
Studio, Kleines Parkett, 22.30 Uhr
KNM Quartett
Steffen Tast / Angela Jaffé, Violine
Kirstin Maria Pientka, Viola
Ringela Riemke, Violoncello
Beat Furrer
III. Streichquartett
Samstag, 09.12.2006
Clubraum, 19.00 Uhr
„abbild.“ Raum für 16 Bilder und 1 Streichquartett
Ein Film von Hanns Kunitzberger mit Musik von Beat Furrer
Hanns Kunitzberger, Malerei, Projektidee, Konzept
Beat Furrer: III. Streichquartett (2004), gespielt vom KNM Quartett
Aus den Proben und Vorstellungen im November 2005 im Museum für angewandte Kunst MAK Wien / wien modern 2005
Studio, 20.00 Uhr
Beat Furrer, Musikalische Leitung
Carolin Widmann, Violine
KNM Berlin
Beat Furrer
„spur“ für Klavier und Streichquartett (1998)
Salvatore Sciarrino
“Sei capricci” für Violine (1976)
Beat Furrer
“still” für Ensemble (1998)
Ein Projekt der Akademie der Künste in Zusammenarbeit mit dem KNM Berlin, mit freundlicher Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia
20.00 Uhr
GRAMMA
Jardines de la escritura/Gärten der Schrift von José M. Sánchez-Verdú
Jardines de la escritura/Gärten der Schrift
Kammeroper
José M. Sánchez-Verdú: Musik, Konzept und Libretto
José M. Sánchez-Verdú: Musikalische Leitung in Berlin
Sabrina Hölzer: Idee, Buch, Konzeption
Mirella Weingarten: Buch, Bühne, Konzeption
Kammerensemble Neue Musik Berlin
Vor Ihnen liegt Schrift. Was Sie hören, entsteht aus Schrift. Sie sind nicht das Gegenüber einer Bühne, von der aus Ihnen zugespielt und -gesungen wird. Als Zuschauer und Hörer werden Sie in die Erfahrung des Lesens gebeten. Sie können Zeichen des Lichts folgen, um mit der Musik die Gärten der Schrift virtuell zu durchwandern. Gärten – das sind poetische Stationen der Musik, Klangszenen von ausgeprägter Eigenart, verbunden durch Zeichen der Erinnerung, manchmal durchzogen von Klangspuren des Schreibens selbst. Gärten, das sind Stationen der Geschichte, des Wissens, der Mythen, von denen wir ohne Schrift keine Kenntnis hätten. Sie reflektieren sich im Text, in Zeichen, in Klängen. Es sind Stationen des Erinnerns und Vergessens, des Urkonflikts am Anfang der Schrift: Dient sie unserem Erinnern, weil wir in ihr niederlegen und weitergeben können, was wir wissen, denken, glauben, fühlen? Oder dient sie dem Vergessen, weil wir in ihr veräußern, was in uns war?
José M. Sánchez-Verdú verwendet die Metapher „Gärten“ gern für seine Kompositionen. Gärten sind Eintragungen der Menschen ins Buch der Natur, labyrinthisch, exzentrisch, schön; manchmal wie Zeichen einer Schrift, die wir noch nicht decodiert haben. Wie eine Passage durch Denk-, Kommunikations- und Geschichtswelten ist GRAMMA angelegt, der heutige Hörer inmitten.
Eine Produktion der Zeitgenössischen Oper Berlin
20.00 Uhr
Composing for film
Johannes C. Gall, Dramaturgie
Hanns Eisler
REGEN (Joris Ivens und Mannus Franken 1929): stumm
Nonett Nr. 1 (Konzertadaption der Filmmusik zu THE LIVING LAND von 1939)
White Flood (Frontier Films 1940): Filmvorführung mit Live-Begleitung entsprechend Eislers Filmpartitur
REGEN (Joris Ivens und Mannus Franken 1929) mit Live-Begleitung entsprechend der Partitur der Vierzehn Arten den Regen zu beschreiben
6 Szenen aus dem Film THE CIRCUS (Charles Chaplin 1928) mit Eislers Filmmusik von 1947 (= Septett Nr. 2)
Kammer-Symphonie op. 69 (Konzertadaption der Filmmusik zu WHITE FLOOD)
Das Programm ist durch die unlängst erfolgte DVD-Edition (Suhrkamp, 24. April 2006) von Eislers Rockefeller-Filmmusik-Studie aus den Jahren 1940 bis 1942 angeregt. Für dieses durch die Kulturstiftung des Bundes geförderte Projekt der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft spielte im August 2004 das Kammerensemble Neue Musik Berlin unter der Leitung von Roland Kluttig Eislers Kammer-Symphonie als Filmmusik zu WHITE FLOOD neu ein. Folgerichtig bildet die Partitur den Rahmen des Programms im Konzerthaus: Vor der Pause wird sie in ihrem filmischen Bezug mittels Projektion der auf der DVD enthaltenen restaurierten Fassung von WHITE FLOOD vorgestellt; zum Schluss ist die Partitur in der konzertanten Fassung der Kammer-Symphonie als das gültige Meisterwerk der Zweiten Wiener Schule zu hören, als das sie die Interpretation von Roland Kluttig und dem Kammerensemble Neue Musik (gerade auch durch das Studium des filmischen Bezugs und der Originaleinspielung unter Jascha Horenstein) erschlossen hat.
Des Weiteren wird der Versuch unternommen, die auf der DVD dokumentierte ≥wiedergefundene Art, den Regen zu beschreiben„ auch mittels einer Live-Begleitung zu demonstrieren. Und schließlich wird das Rockefeller-Filmmusik-Projekt als Angelpunkt genommen, um auch über es und die in dem Buch Komposition für den Film angezogenen Beispiele hinaus Eislers amerikanische Filmpartituren zu beleuchten. So ist zunächst der zwölftönige Vorgänger der Filmmusik zu WHITE FLOOD, nämlich die Filmmusik zu THE LIVING LAND in der konzertanten Adaption des Nonetts Nr. 1 zu hören. Nach der Pause wird dann als eine besondere Rarität Eislers Septett Nr. 2 als die Filmmusik zu Charlie Chaplins THE CIRCUS präsentiert, die wegen der Abschiebung des Komponisten im Jahr 1947 Fragment blieb und die nun zu den zugehörigen sechs Szenen live gespielt wird.
Eine Grundidee des Programms ist es, Eisler einmal nicht nur als den politischen Komponisten und den kongenialen Mitarbeiter Bertolt Brechts vorzustellen, als der er zu Recht gilt, sondern auch als Vertreter einer besonderen künstlerischen Avantgarde, als den Pionier und Erneuerer der Filmmusik sowie der ≥angewandten„ Musik schlechthin, dessen kritische Impulse auch heute noch fortwirken.
21.00 Uhr
Traiettorie ’06
Festival Internazionale di Musica Moderna e Contemporanea
Alvin Lucier
Navigations for strings
Allain Gaussin
Satori
Stefano Gervasoni
An
ark Andre
…zu…
Elliot Carter
Esprit rude/Esprit doux I
Marco Stroppa
Un Segno nello Spazio
KNM Berlin
Rebecca Lenton, Flöte; Winfried Rager, Klarinette; Steffen Tast, Violine; Ekkehard Windrich, Violine, Kirstin Maria Pientka, Viola, Ringela Riemke, Violoncello
20.00 Uhr
LOSE COMBO
Esther Ernst, Künstlerische Mitarbeit
Hans-Friedrich Bormann, Klangregie
Nicolai Reher, Performer
Claudia Splitt, Performerin
Kammerensemble Neue Musik Berlin
mit Rebecca Lenton, Flöte; Winfried Rager, Klarinette; Heather O’Donnell, Klavier; Friedemann Werzlau, Schlagwerk; Ekkehard Windrich, Violine; Sophie Bansac, Viola; Cosima Gerhardt, Violoncello
Götz Dihlmann, Technische Leitung
Mattef Kuhlmey, Ton
Anke Buckentin, Management & PR
FARADAY’S CAGE ist der Titel des aktuellen Projektes der LOSE COMBO, in dessen Fokus die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Magnetismus steht. Dafür will die LOSE COMBO jenen feldfreien Raum, den der britische Naturwissenschaftler Michael Faraday 1834 schuf, maßstabgetreu nachbauen. Entstehen sollen jeweils halbtransparente Kuben, die einerseits von Schall- und Lichtwellen durchdrungen werden, andererseits zugleich einen abgeschirmten feldfreien Raum bilden, in dem das KNM Berlin Werke von John Cage und Morton Feldman spielt.
Seit mehr als 11 Jahren erarbeitet die LOSE COMBO erfolgreich Musiktheaterprojekte und Performances. Dabei sucht sie immer wieder bewusst die Verbindung von Kunst und Wissenschaft: Für ihr letztes Projekt HERTZ‘ FREQUENZEN hatte die LOSE COMBO die Entdeckung der elektromagnetischen Wellen durch Heinrich Hertz ins Zentrum der Arbeit gerückt; dafür wurde ein halbtransparenter Kubus aus Stahlwolle geschaffen, der die Maße des Hertzschen Laboratoriums nachzeichnete. Für FARADAY’S CAGE wird das KNM im Inneren der Kupfer-Kuben musizieren, während zwei Performer außerhalb der Kuben ausgewählte Texte zum Magnetismus vortragen.
FARADAY’S CAGE entsteht in Zusammenarbeit mit dem KNM in der St. Elisabethkirche Berlin und im Festspielhaus Hellerau in Koproduktion mit dem Europäischen Zentrum der Künste Dresden.
World New Music Days
Herman Wallén, Bariton
Wiek Hijmans, E-Gitarre
Cosima Gerhardt, Violoncello
Programm
Shi-Rui Zhu
Songs of Souls in 4 instrumental scenes
Chico Mello
das árvores II
für 9 Instrumentalisten und ihre Gestik
Arthur Kampela
Antropofagia
for Electric Guitar and 16 musicians
KNM Berlin
Rebecca Lenton, Flöte; Winfried Rager, Klarinette/Bassklarinette; Theo Nabicht, Bassklarinette; Gudrun Reschke, Oboe; Hanno Koloska, Fagott/Kontrafagott; Naama Golan, Trompete; Daniel Ploeger, Posaune; Dianna Gaetjens, Horn; Daniel Göritz, Gitarre; Seth Josel, Gitarre/Mandoline; Heather O’Donnell, Klavier; Miriam Schröder, Harfe; Dirk Rothbrust, Schlagzeug; Friedemann Werzlau, Schlagzeug; Angela Jaffé, Violine; Kirstin Maria Pientka, Viola; Lars Burger, Kontrabass
20.00 Uhr
Touch, don’t touch
Musik für 2 Theremine und Ensemble
Vakuum-Halluzination für 2 Theremine, Violine, Violoncello.
Michael Hirsch
Rezitativ und Arie für 2 Theremine, Klavier, Schlagzeug.
Juliane Klein
Se Vuoi für 1 Theremin, Violine, Violoncello, Klavier, Schlagzeug.
Moritz Eggert: The son of the daughter of Dracula versus the incredible Frankenstein monster (from outer space) für 2 Theremine, Violine, Violoncello, Klavier, Schlagzeug.
Vladimir Nikolaev
Schwartz-weisse Musik für 2 Theremine, Violine, Violoncello, Klavier, Schlagzeug.
Olga Bachihina
Canto Ostinato für 2 Theremine, Marimba, Klavier.
Nicolas Richter de Vroe
für 2 Theremine, Klavier, Schlagzeug.
Barbara Buchholz / Lydia Karwina, Theremin
Tobias Rempe, Violine
Heather O’Donnell, Klavier
Dirk Rothbrust , Schlagwerk
Ringela Riemke, Violoncello
18 – 24 Uhr
HouseMusik
HouseMusik
Musik für Büros und Läden
Kompositionen, Improvisationen, Installationen von und mit Mark André, Serge Baghdassarians, Boris Baltschun, Alessandro Bosetti, John Cage, Lucio Capece, Aldo Clementi, Axel Dörner, Dianna Gaetjens, Allain Gaussin, Hanna Hartman, Robin Hayward, Jean-Luc Hervé, Juliana Hodkinson, Nikolaus A. Huber, Sven Åke Johansson, Magda Mayas, Lucia Mense, Alex Nowitz, Heather O’Donnell, Ana Maria Rodriguez, Dirk Rothbrust, Marc Sabat, Peter Sabat, Ernstalbrecht Stiebler, Stefan Streich, Christian Wolff und dem KNM Berlin
Für einen Tag nistet sich die HouseMusik im Berliner Prenzlauer Berg ein. Auf die lokale Struktur des charmanten Helmholtzplatz Quartiers wird ein künstlerisches Netzwerk aus Arbeiten der internationalen, experimentellen Musikszene projiziert. Im Rundgang kann das Publikum die einzelnen Projekte erleben, die über assoziative Themen wie Serie, Duopol, Idyll oder Schubertiade mit den jeweiligen Räumen verbunden sind.
1) Senefelderstraße 6 – TanzHalle im EliasHof
360°
18.00 – 19.45, 20.30 – 21.00 – 23.30
Peter Sabat / Marc Sabat AUTOMAT Video/Music- Installation
Peter Sabat, Video; Marc Sabat, Musik
20.00
Mark André …ZU… für Streichtrio
Magda Mayas / Alex Nowitz WEG WEISEND für Stuhl, Stimme und Klavier
Ernstalbrecht Stiebler SEQUENZ II
Magda Mayas, Klavier; Alex Nowitz, Stimme; Ekkehard Windrich, Violine; Kirstin Maria Pientka, Viola; Ringela Riemke, Violoncello
Eintritt 20.00 Uhr 2,00 Euro
2) Dunckerstraße 84 – Via Pilates
Installation
18.00 – 24.00 Hanna Hartman CAN MAN
Eintritt frei
3) Dunckerstraße 2 – Irene Eikmeier Galerie & Annes Brillen
Konturen
18.45 & 22.45 Stefan Streich
KONTUR MEER für Bassflöte, Klarinette, Violine, Viola und Violoncello
KONTUR LIED für Bassflöte, Bassklarinette, Viola und Violoncello
KONTUR WEG für Violine, Viola und Violoncello
5 STROPHEN für Bassflöte
Rebecca Lenton, Bassflöte; Winfried Rager, Klarinette; Ekkehard Windrich, Violine; Ringela Riemke, Violoncello
19.45 & 20.45 Robin Hayward MIRRORS für Horn und Tuba
Dianna Gaetjens, Horn; Robin Hayward, Tuba
Eintritt für zwei Konzerte: 2,00 Euro
4) Dunckerstraße 3 – eicie-Digitaler Stoffdruck
DuoPol
19.15 & 22.15 Boris Baltschun / Serge Baghdassarians VARIATIONEN OHNE THEMA
Boris Baltschun, Computer; Serge Baghdassarians, Reotrop
21.15 & 23.15 Lucio Capece / Axel Dörner DUO
Axel Dörner, Trompete; Lucio Capece, Bassklarinette/Sopransaxophon
Eintritt für zwei Konzerte: 2,00 Euro
5) Helmholtzplatz – Nachbarschaftshaus
Klein-Groß
19.30 Nikolaus A. Huber DASSELBE IST NICHT DASSELBE
Dirk Rothbrust, Kleine Trommel
20.30 & 22.30 Sven Åke Johansson KLINGEND UND FESTGEHALTEN
Sven Åke Johansson, Große Trommel
21.30
Ernstalbrecht Stiebler …IM TAKT… für einen Schlagzeuger
Christian Wolff EXERCISE 26 (SNARE DRUM PEACE MARCH)
EXERCISE 27 (2ND SNARE DRUM PEACE MARCH)
Sven Åke Johansson WIRBEL UND EINZELNE SCHLÄGE AUF KLEINER TROMMEL
Dirk Rothbrust, Kleine Trommeln
Eintritt frei
6) Senefelderstraße 30a – Piano Salon Christophori
Schubertiade
21.00 – 21.30
Aldo Clementi SEI MOMENTI für Violine, Viola, Violoncello, Flöte, Englischhorn und Klarinette
Rebecca Lenton, Flöte; Gudrun Reschke, Englischhorn; Winfried Rager, Klarinette; Ekkehard Windrich, Violine; Kirstin Maria Pientka, Viola; Ringela Riemke, Violoncello
Juliana Hodkinson THE RECITAL PIECE: A REMIX performance piece for pianist and musician with reel-to-reel tape machine, LP-player and CD-player
Heather O’Donnell, Klavier; Ekkehard Windrich, Zuspiel
Eintritt 2,00 Euro
7) Lychener Straße 60 – Unterm Dach
Serie
22.00 – 22.45
Ana Maria Rodriguez AUFBAU / UMBAU I&II / ABBAU
Lucia Mense, Tenor-/Bassblockflöte; Theo Nabicht, Sopransaxophon; Kirstin Maria Pientka, Viola
Alessandro Bosetti THE LISTENERS
Eintritt 2,00 Euro
8) Lychener Straße 60 – Ausland
Idyll
23.30 – 00.15
Allain Gaussin JARDIN ZEN für Klarinette und Tonband
Winfried Rager, Klarinette
John Cage BRANCHES für verstärkte Pflanzenklänge
Robin Hayward, Ringela Riemke, Dirk Rothbrust, Pflanzenklänge
Jean-Luc Hervé EN DÉCOUVERTE für 2 Violinen und Live-Elektronik
Angela Jaffé, Ekkehard Windrich, Violine, Ana Maria Rodriguez, Klangregie
Eintritt 2,00 Euro
Programm: Thomas Bruns
Produktion: Thomas Bruns, Sabine Spillecke
Technische Leitung: Götz Dihlmann
Ein Projekt des KNM Berlin, gefördert durch die INM Berlin und das Kulturamt Pankow. Herzlichen Dank an Ausland, die BewohnerInnen der Lychener Straße 60, eicie – Digitaler Stoffdruck, Förderverein Helmholtzplatz e.V., Irene Eikmeier Galerie & Annes Brillen, Piano Salon Christophori, TanzHalle im EliasHof, Via Pilates.
20.00 Uhr
MaerzMusik
M.M.
Musiktheater für Mezzosopran, vier Stimmen und Ensemble (2004/2005) UA
Makiko Nishikaze/Christian Kesten, Konzeption
Makiko Nishikaze, Komposition
Christian Kesten, Inszenierung
Kai Schiemenz, Raum/Bühne
Dorothee Scheiffarth, Kostüm
Johannes Sundrup, Licht
Steffen Tast, Musikalische Einstudierung
Götz Dihlmann, Technische Leitung
Sabine Spillecke, Produktionsleitung
Thomas Bruns, Produktion
Gislinde Strunz, Regieassistenz
Gisburg, Mezzosopran
Die Maulwerker
Ariane Jeßulat
Henrik Kairies
Tobias Müller-Kopp
Katarina Rasinski
Kammerensemble Neue Musik Berlin
Rudolf Döbler, Flöte; Winfried Rager, Klarinette; Robin Hayward, Tuba; Friedemann Werzlau, Schlagzeug; Kirstin Maria Pientka, Viola; John Eckhardt, Kontrabass
Ein Projekt der Maulwerker in Koproduktion mit MaerzMusik | Berliner Festspiele, in Zusammenarbeit mit Konzerthaus Berlin, ermöglicht aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds, mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Kulturfonds.
Weiterer Termin:
24. März 2006, 19.00 Uhr, Konzerthaus Berlin, Carl-Maria-von-Weber-Saal
Einführung: Helga de la Motte-Haber im Gespräch mit Makiko Nishikaze
Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 10 Euro
Karten: (030) 254 89 100
Makiko Nishikaze: M.M.
Musiktheater für Mezzosopran, vier Stimmen und Ensemble (2004/2005) UA
Die Komponistin Makiko Nishikaze und der Regisseur Christian Kesten konzipieren ein installatives Raum-Musiktheater, das auf der literarischen Grundlage des Johannes-Evangeliums, Kapitel 20, basiert und Maria Magdalena in den Mittelpunkt stellt.
Maria begegnet Jesus am leeren Grab, hält ihn zunächst für einen Gärtner, erkennt ihn, als er sie mit ihrem Namen anspricht, aber darf ihn nicht berühren, da er noch nicht „aufgefahren“ ist – diese kurze Begebenheit am Ostermorgen wird abstrahierend aufgelöst, um den inneren Prozess einer der wichtigsten Frauenfiguren der Bibel nachzuzeichnen.
Der Werner-Otto-Saal des Konzerthauses wird dafür in eine Raumlandschaft verwandelt, die Sänger, Instrumentalisten und Publikum gleichermaßen bevölkern. Vokal agieren fünf der für ihre experimentellen Stimmkünste bekannten Maulwerker. Die sechs Instrumentalisten, die ebenfalls szenisch eingebunden sind, sind Mitglieder des Kammerensemble Neue Musik. Den Raum gestaltet der Bildende Künstler Kai Schiemenz, die Kostüme Dorothee Scheiffarth, das Licht Johannes Sundrup, die musikalische Einstudierung übernimmt Steffen Tast.
20.00 Uhr
St. Jago
Musik und Bilder zu Kleist von Dieter Schnebel
Dieter Schnebel
St. Jago – Musik und Bilder zu Kleist
Steffen Tast, Musikalische Leitung
Cornelia Heger, Regie
Fred Pommerehn, Bühne und Licht
Ksenija Lukic, Sopran
Linda Naumann, Mezzosopran
Hartmut Kühn, Tenor
Michael Ziegler, Baß
Elisabeth Zündel, Sprecherin
Vivian Lüdorf,
Martin Laubisch ,Sprecher
Kammerensemble Neue Musik Berlin
Das Kernstück des Musiktheaters „St. Jago“ bildet Heinrich von Kleists Erzählung „Das Erdbeben in Chili“. Dennoch ist „St. Jago“ eher ein Stück über den Dichter, also ein szenisches Stück über Kleist. Dieter Schnebel stellt in „St. Jago“ den Menschen, Dichter und Metaphysiker Kleist in ein vielschichtiges theatralisches Geschehen, in dem Musikgeschehen, Bildprozesse und Sprachverläufe zu einer „szenischen Erzählung mit Musik“ verwoben werden. Das Werk beginnt mit Kleists Ende, läßt den Betrachter teilhaben am haltlosen Fallen dieses zutiefst Unglücklichen und Einsamen, der das „allerqualvollste Leben“ nun mit einem Tod von „unaussprechlicher Heiterkeit“ durch Selbstmord auszutauschen im Begriffe ist. Über die Katastrophe des Dichters führt der Weg sodann in die Novelle „Das Erdbeben in Chili“, welche vom Schicksal zweier zum Tode verurteilter Liebender, Jeronimo und Josephe, erzählt. Schnebels Musik begleitet sie musikalisch durch sämtliche Stationen der Novelle: Von der geplanten Hinrichtung zum einsetzenden Erdbeben mit anschließender Flucht, zurück in die Kathedrale und am Ende mitten in die tödliche Katastrophe. Das tenebrose Ende der Novelle freilich wird bei Schnebel verknüpft mit einer „Neuanfang: rückwärts ins Paradies“ übeschriebenen Szene, die ein Fragment aus Kleists Essay „Über das Marionettentheater“ zitiert: „Das Paradies ist verriegelt und der Cherub hinter uns; wir müssen die Reise um die Welt machen und sehen, ob es von hinten irgendwo offen ist.“
20.30 Uhr
Wien Modern
Mouvements für Lachenmann von Xavier Le Roy
Musik von Helmut Lachenmann
Helmut Lachenmann
Schattentanz für Klavier (Nr. 7 aus «Ein Kinderspiel», 1980)
Salut für Caudwell Musik für zwei Gitarristen (1977)
Mouvement (– vor der Erstarrung) für Ensemble (1982/84)
Marino Formenti (Klavier)
Gunther Schneider (Gitarre)
Barbara Romen (Gitarre)
Tom Pauwels (ohne Gitarre)
Günther Lebbing (ohne Gitarre)
Kammerensemble Neue Musik Berlin
Peter Rundel (Dirigieren)
Xavier Le Roy (Inszenierung & Choreographie)
Bojana Cvejic & Berno Odo Polzer (Dramaturgie)
Eine Produktion von Wiener Taschenoper, Tanzquartier Wien & Wien Modern
Koproduziert von Hebbel Theater Berlin
executive producer Wiener Taschenoper
Dauer 60 Minuten
Premiere 18. November 2005 | Tanzquartier Wien | Halle G im Rahmen von Wien Modern 2005
Der deutsche Komponist Helmut Lachenmann, dessen Musik im Zentrum dieses Projekts von Xavier Le Roy steht, hat den Prozess des Komponierens selbst als ein «Entwerfen und Präzisieren der Klang- und Bewegungs-zusammenhänge» beschrieben. Damit tritt ein Moment in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, das für die Klangentstehung (und mithin für die Musik Helmut Lachenmanns) von wesentlicher Bedeutung ist: die Klang erzeugende Bewegung. Von diesem Bewegungsmoment und seinem choreographischen Potenzial geht das Projekt Mouvements für Lachenmann aus.
Drei Werke Lachenmanns bilden das in diesem Sinne gleichermaßen auditive wie visuelle Ausgangsmaterial dieses Projekts: Schattentanz für Klavier solo, die «Musik für zwei Gitarristen» Salut für Caudwell und das Ensemblestück Mouvement (– vor der Erstarrung). Dieser musikdramaturgische Verlauf mag Expansion andeuten: von der konzentrierten Reduktion des Klavierstücks über die neue Klang- und Spielweisen erschließende Virtuosität des Gitarrenduos bis zur Motorik des großen Ensemblestücks – auf inszenatorischer Ebene jedoch wird dieser Geste der Expansion nicht entsprochen werden. Schliesslich geht es bei Mouvements für Lachenmann um den Theaterimpuls von Musik selbst, um den Funktionszusammenhang von Klang und Bewegungen, geht es um Fragen wie: Was in dieser Musik ist bereits Theater? – Kann die Inszenierung auf die Komposition reduziert werden? – Was bleibt übrig, wenn die Funktion der Geste (den Klang zu erzeugen) weggenommen wird? Ihre Darstellung? – Wird dies ein Weg sein, um diese Musik anders wahrzunehmen?
«Helmut Lachenmann schreibt in Bezug auf die ‹Bewegungen›: ‹Erst am erneut einbezogenen unverfremdeten Klang muss sich erweisen, dass es nicht um bloße Brechung des Klingenden außerhalb, sondern um Aufbrechen und Aufbruch der Wahrnehmungspraxis in uns selbst geht.› Diese Anmerkungen erwecken in mir den Gedanken, dass die Dinge vielleicht sichtbar gemacht werden müssen, um (anders) hörbar gemacht zu werden, um die Ideen des Komponisten auf eine Darstellung in Form von Theater hin auszudehnen – oder aber es nur beim visuellen Eindruck zu belassen und nichts mehr zu hören. Die Assoziationen von Klang und Bewegung zu entkoppeln, um die Wichtigkeit dieser Strategien hörbar zu machen, wie sie mit den konventionellen Verbindungen des Sichtbaren und Hörbaren in Resonanz treten.» (Xavier Le Roy)
20.00 Uhr
Werner-Otto-Saal
ClangCut
schroff / zerschnitten: 4 Arbeiten am Klang
Programm
Alessandro Bosetti
The Mouth (UA)
On the reconstruction of spoken language
Martin Brandlmayr
Manuel Modes (UA)
Richard Barrett
Codex VI (UA)
Andrea Neumann/Ana Maria Rodriguez/Steffi Weismann
Scrap (UA)
Andrea Neumann, Komposition/Inside piano
Ana Maria Rodriguez, Komposition/Live-Elektronik
Steffi Weismann, Video/Live-Video
Richard Barrett, Komposition/Live-Elektronik
Alessandro Bosetti, Komposition/Klangregie
Martin Brandlmayr, Percussion/Live-Elektronik
Ute Wassermann – Stimme
Christian Kesten – Stimme
Thomas Bruns – Klangregie
Kammerensemble Neue Musik Berlin
Winfried Rager, Klarinette/Bassklarinette; Theo Nabicht, Saxophon/Bassklarinette; Robin Hayward, Tuba; Ekkehard Windrich, Violine; Ringela Riemke, Violoncello
Ein Projekt der Künstlergruppe Clang•Cut in Kooperation mit dem KNM Berlin und dem Konzerthaus Berlin, ermöglicht durch den Hauptstadtkulturfonds, mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur.
Clang•Cut
Das Bild, das den genialen Künstler mit seinem originären Kunstwerk zeigt, ist längst zerkratzt. Kleine Haarrisse durchziehen es und lassen beim genauen Betrachten ein Mosaik entstehen, das die Einheit des Bildes in Frage stellt.
Dieser Blick ins Detail ist der gemeinsame Nenner des Projektes Clang•Cut – nicht nur für die Mitwirkenden selbst. Auch das Publikum kann erleben, wie ein Werk durch ein Netz verschiedener künstlerischer Einflussnahmen in Echtzeit generiert, transformiert und interpretiert wird. Das Bild einer Werkstatt drängt sich auf, in der gemeinsam, hartnäckig und besessen am Klang gewirkt wird. Diese Arbeit am Klang, in der die Künstler auch ihre bürgerlichen Identitäten vom Komponisten zum Interpreten, vom Interpreten zum Improvisator wechseln, ist faszinierend und weitet sich bis in Visuelle aus.
Clang•Cut, der schroffe, zerschnittene Klang, steht so als programmatischer Titel für künstlerische Haltungen, die sich radikal dem Klang/Bild im Detail und damit den kleinsten musikalischen und visuellen Einheiten widmen. Diese bilden den Ausgangspunkt, denn die Demontage hat bereits durch die Auswahl der dokumentarischen Klänge, den Einsatz dekonstruierter Instrumente und die Klangbearbeitung im Studio stattgefunden.
Im Zentrum von Clang•Cut stehen so vor allem synthetisierende künstlerische Prozesse wie Montage und Rekonstruktion, die in netzwerkartigen Schaltungen oder verflochtenen Konstellationen aus Komponist und Interpret verlaufen. Synthetisiert wird vor den Ohren und Augen des Publikums in Echtzeit – bei keiner der bei Clang•Cut vorgestellten Arbeiten handelt es sich um Aufzeichnungen vorangegangener Operationen oder um die Wiedergabe genau fixierter Strukturen. Die Bedingungen des Momentes, des Ortes und der Mitwirkenden, also der Kontext, wird zu einem wichtigen Katalysator.
Legt der Betrachter die Lupe jedoch wieder beiseite, liest er die großen Konturen: er findet vier Werke innerhalb von Clang•Cut vor, die ihren Namen, ihren Autor haben und durch unterschiedliche Materialien, Ideen und Konzepte überzeugen.
The Mouth
On the reconstruction of spoken language
Den Ausgangspunkt bildet Alessandro Bosettis »The Mouth«. Der Untertitel – On the reconstruction of spoken language – weist auf einen Gegenentwurf zu dem im letzten Jahrhundert oft begangenen Weg der musikalischen Dekonstruktion von Sprache hin. Dieser begann mit den Lautpoeten der frühen Avantgarde und führte über wichtige Werke der Moderne (z.B. Berios „Thema (Omaggio a Joyce)“ bis hin zu Phil Mintons Stimmkunst. Es schien, als sei die Fragmentierung und Deformation die einzige probate Möglichkeit zur Integration der Sprache in den musikalischen Kontext. Der italienische Komponist, Saxophonist und Klangkünstler Alessandro Bosetti stellte sich die Frage, ob nicht doch der umgekehrte Weg möglich sei, nämlich der von einer Landschaft der gebrochenen Worte in eine erneuerte musikalische Metasprache. Aus diesem Grund begann Bosetti sich mit Sprachbehinderten wie Spastikern, Kehlkopflosen oder Aphasikern aus Italien und Deutschland zu treffen, die seit ihrer Kindheit an diesen Krankheiten leiden und von Zeit zu Zeit ihre dekonstruierte Sprache doch im Alltag rekonstruieren müssen. In diesen sehr einfühlsam geführten Meetings, zeichnete Bosetti die Interviews auf. Er spielte während der Treffen Beispiele aus der Klangkunst, der Neuen und improvisierten Vokalmusik per Kopfhörer vor und nahm die Reaktionen seiner Gesprächspartner mit dem Tonband auf.
Dieses dokumentarische, quasi natürlich dekonstruierte Material verarbeitete Bosetti nach musikalischen Gesichtspunkten und stellte 2003 im Studio sein Hörstück „Il Fiore della Bocca“ im Auftrag von DeutschlandRadio fertig, in dem jeder einzelne Klang aus den originalen Interviews gewonnen wurde.
Das Werk »The Mouth« für Stimme, zwei Bassklarinetten, Tuba, Violoncello und Zuspielband weist eine komplexere Beziehung zwischen Hören, Sprechen und Interpretieren auf. Anstatt das Material einer willkürlichen Unterhaltung zu benutzen wählte Bosetti den Satz: „Worüber wollen wir sprechen? Sprechen wir über unseren Mund“. Die Konversation wurde den Musikern des KNM Berlin mit der Bitte vorgespielt, diese möglichst genau auf ihren Instrumenten zu imitieren. Der dritte Schritt führte Bosetti wieder zu den sprachbehinderten Personen, die ihrerseits die Instrumentalklänge zu kopieren versuchten. Das so gewonnene akustische Material wurde auf der einen Seite im Zuspielband zu »The Mouth« verarbeitet. Andererseits wird es den Musikern während der Live-Performance über Kopfhörer eingespielt und fungiert so als eine akustische Partitur.
Bosetti sieht in diesem Verfahren eine Möglichkeit, nicht in die Sackgasse der Dekonstruktion von Sprache einzubiegen und findet so zu einem sehr persönlichen, ergreifenden Stil.
Manual Modes
Im Gegensatz zu Alessandro Bosettis Ansatz, quasi über ein »Stille-Post-Spiel« Personen mit Sprachbehinderungen, Musiker und Komponist in einen musikalischen, netzwerkartigen Prozess einzubinden, arbeitet Martin Brandlmayr in seinem Werk »Manual modes« autark. Allerdings erzeugt auch er ein Geflecht aus sich gegenseitig beeinflussenden Parametern, die Brandlmayr jedoch ausschließlich aus instrumentalen und akustischen Eigenschaften seines Sets gewinnt.
Der Ein- und Ausschalter des Schnarrteppichs auf der Snaredrum ist einer der Angelpunkte seines neuen Stückes. Die Bassdrum spielt einen konstanten Puls. Die Snaredrum schwingt im Puls der Basedrum und erzeugt so Klänge allein durch Resonanz. Je nach Position des Snareschalters werden damit sowohl perkussive (das Schnarren der Trommel) als auch melodisch/harmonische Elemente(das Resonieren der Felle) hörbar. Zusätzlich ist das Ein- und Ausschalten der Snares ein perkussives Element im entstehenden Loop.
Dieses Netzwerk kombinierter Parameter ist der Startpunkt für zusätzliche Eingriffe. Die entstehende Struktur ähnelt in ihrem Aufbau dem Patch eines Synthesizers. Verschiedene Hüllkurven und Soundquellen modulieren andere und lassen so ein komplexeres sich selbst modulierendes Geflecht entstehen.
Das Schlagzeug funktioniert als Teil eines größeren Puls- und Klangerzeugungsapparates, der zusätzlich Synthesizer, Computer, Sequencer umfasst.
Codex VI
Richard Barretts Codex VI für Stimme, Klarinetten/Saxophon, Tuba, Violine und Live-Elektronik ist die bisher aktuellste Arbeit einer Serie, die er selbst als Folge choreographierter Stücke bezeichnet und damit seine eigene Rolle als auch die der Musiker neu definiert. Die Metapher der Choreographie wendet er weniger auf die konkrete Raumdisposition als auf die Beziehung zwischen Komponist und Interpret an. Indem er die Musiker als Individualisten, als künstlerische Persönlichkeiten mit einem eigenen Stil betrachtet, schreibt er ihnen als Komponist keine komplette, einzustudierende Partitur vor, sondern entwickelt im gemeinsamen Probenprozess das Material und schafft durch Klangauswahl und Strukturierung einen musikalischen Kontext. Barrett, selber am Computer und dem Keyboard präsent, speist in die Aufführung die aufgenommenen und im Studio als auch live bearbeiteten Klänge der Musiker ein und ermöglicht so eine variable und sich ungemein schnell verändernde Klangwelt. Ein Spiel beginnt, das dem Entziffern eines fragmentarischen Textes ähnelt: durch intelligente Hypothesen, Einfälle und clevere Kommentare wird der Text in der Performance komplettiert bzw. interpretiert.
Scrap
Ein Fragment anderer Art liegt dem Projekt »Scrap«, einer Gemeinschaftsarbeit von Andrea Neumann (Inside piano), Ana Maria Rodriguez (Live-Elektronik) und Steffi Weisman (Video) zu Grunde. Den Ausgangspunkt bildet das Rudiment des bürgerlichen Konzertflügels, ein mit Saiten bespannter Klavierrahmen, entkleidet von Tasten, Mechanik und Holzverkleidung. Um die Klangmöglichkeiten dieses quasi nackten Instruments nach ihren Wünschen zu erweitern, ergänzte Andrea Neumann neue Elemente wie Ablagen, Präparationen, Mischpult, Mikrofone und Pick-ups. Die drei Künstlerinnen kamen nun auf die Idee, diese bereits begonnene Erweiterung zu potenzieren und durch die Hinzunahme zwei weiterer Medien – den Computer und das Video – ein räumlich gedehntes visuell/akustisches Porträt des Inside piano zu schaffen.
Der Verlauf des Stücks ist geprägt von drei gleich berechtigten Einzelstimmen, die sich zueinander in verschiedenen Modi verhalten können: synchron, einstimmig/mehrstimmig (abweichend in Tempo, Textur, Struktur und Farbe), solistisch/begleitend, einander folgend/eigene Impulse setzend. In diesem Sinne ermöglicht das Andocken des Instruments an den Audiocomputer von Ana Maria Rodriguez Transformationen in unendlicher Bandbreite, klangliche Verfremdungen in feinsten Schattierungen und verwirrende Verschiebungen der musikalischen Zeit. Die Bildebene vergrößert das Instrument, zerlegt es wiederum in seine Einzelheiten, fokussiert Details, die in ihrem Ausschnitt und ihrer Proportionierung eine eigene Bedeutung bekommen.
So werden die Konzertbesucher auf zwei Leinwänden in Großaufnahme sehen können, wie etwa ein Metallbesen oder ein Propeller die Saiten in Schwingung versetzt. Der Wechsel zwischen der Live-Kamera und dem vorgefilmten Material wird dabei einerseits den Bezug zum musikalischen Live-Spiel verdeutlichen, um sich andererseits immer wieder davon zu lösen und zu einer eigenständigen visuellen Stimme zu werden.
Man wird merken, wie sehr das Auge daran gewöhnt ist, bestimmte mechanische Bewegungen sofort mit Klängen zu verbinden. Diese Tendenz des „Verbinden-Wollens“ möchte die Künstlerin Steffi Weismann nutzen, um ein Spiel mit Bild-Ton Kombinationen zu entwickeln, das der Videoebene über die ästhetische und dekorative Seite hinaus einen speziellen Reiz verleiht.
20.00 Uhr
Wiener Festwochen
Berlin – Wien
Ute Wassermann / Frank Wörner, Stimme
Richard Barrett, Live-Elektronik
Programm
Thomas Meadowcroft
Acre Blocks / Würgatzel (2004)
für Tuba in Es, Altflöte, Englischhorn und Klarinette
Beat Furrer
a due (1997)
für Viola und Klavier
Richard Barrett
Codex VI (2004)
für Stimme, Klarinette, Bassklarinette, Tuba, Violine und Live-Elektronik
Pierluigi Billone
ME.A.AN (1994)
für Stimme und 6 Instrumente
Kammerensemble Neue Musik Berlin
Rebecca Lenton, Flöte; Gudrun Reschke, Englischhorn, Winfried Rager, Klarinette/Bassklarinette; Theo Nabicht, Bassklarinette, Robin Hayward, Tuba, Dirk Rothbrust, Schlagwerk, Majella Stockhausen-Riegelbauer, Klavier, Ekkehard Windrich, Violine, Kirstin Maria Pientka, Viola, Ringela Riemke, Violoncello, Arnulf Ballhorn, Kontrabass
Wien/Berlin ist das Motto des 32. Internationalen Musikfestes der Wiener Festwochen, das vom 6. Mai bis 19. Juni 2005 im Konzerthaus stattfindet. Erstmals werden dabei die Berliner Philharmoniker im Konzerthaus zu Gast sein, das Eröffnungskonzert mit einem Beethoven-Strawinsky-Programm bestreiten, und, anlässlich des 50. Geburtstages von Sir Simon Rattle , auch ein gemeinsames Konzert mit den Wiener Philharmonikern geben. Neben dem Thema Berlin, das Gäste von den Berliner Barocksolisten bis zum Kammerensemble Neue Musik Berlin an die Donau bringt, bietet das Musikfest „zentrale Projekte“ mit Pierre Boulez, dessen 80. Geburtstag gefeiert wird, und mit Thomas Hampson, der Gustav Mahler-Lieder singt. „Der Pianist Daniel Barenboim“, „Oper konzertant“, das „Verdi-Requiem“ und die Schwerpunkte „Klavier-Trios“ und „Musik der Gegenwart“ führte Generalsekretär Christoph Lieben-Seutter bei seiner Pressepräsentation am Donnerstag als weitere zentrale Projekte des Festivals mit insgesamt rund 70 Veranstaltungen an.
Die Berliner und die Wiener Philharmoniker gemeinsam auf dem Konzertpodium sind am 8. Mai, u. a. mit Mahlers „Tragischer Symphonie“ zu erleben. Für konzertante Höhepunkt sorgen weitere Konzerte, u.a. die Wiener Philharmoniker unter Pierre Boulez mit Daniel Barenboim am Klavier, der Schönbergs Klavierkonzert op. 42 spielt, sowie mit Bruckners siebenter Symphonie, die Wiener Symphoniker unter Fedosejev mit Gidon Kremer als Solist, die Deutsche Kammerphilharmonie und das deutsche Symphonie-Orchester Berlin. Daniel Barenboim ist auch mit Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ zu Gast, Maurizio Pollini mit einem Chopin-Programm und Alfred Brendel mit Mozart und Schubert sowie Christoph Hinterhuber komplettieren die Pianistenriege. Die Reihe „Lied und Chor“ ist neben Thomas Hampson unter anderem mit Michael Schade und Jessye Norman prominent vertreten, konzertante Opernaufführungen gibt es von Hindemiths „Mathis der Maler“ und Massenets Thais.
Das reiche Kammermusikprogramm bringt auch hochkarätige Trio- Besetzungen, so „Batiashvili.Brendel.Fellner“, „Barenboim. Ottensamer. Bartolomey“ und „Leonskaja.Kavakos.Schiff“. „Musik der Gegenwart“ schafft eine Begegnung zwischen Berlin und Wien, unter anderem mit dem Kammerensemble Neue Musik Berlin und dem Klangforum Wien, aber auch mit Vertretern der Elektronik-Szene. World-Musik-Konzerte, u. a. mit Fado-Star Mariza und Jazz, u. a. mit Herbie Hancock komplettieren das Programm. Im Bereich Vermischtes gibt es mit Berlin – Die Sinfonie der Großstadt ein weiteres Highlight in der Reihe „Film + Musik live.
20.00 Uhr
MaerzMusik
Destino das Oito
» DetailsEine Telebossa von Chico Mello und Christina Tappe
frei nach dem Theaterstück Heart’s Desire von Caryl Churchill
UA
In englischer Sprache
Dauer: ca. 90 Minuten
Chico Mello, Komposition / Künstlerische Leitung
Christina Tappe, Regie
Steffi Weismann, Ausstattung / Live-Video
Matthias Kirschke, Ton
Veit Griess, Licht
Fernanda Farah, Alice
Christian Kesten, Brian
Katia Guedes, Maisie
Sascha Borris, Lewis / Official / Gunman
Anna Prohaska, Susy / Young Australian Woman
Kammerensemble Neue Musik Berlin
Antje Thierbach, Oboe; Winfried Rager, Klarinette; Theo Nabicht, Bassklarinette; Robin Hayward, Tuba; David Haller, Schlagzeug; Heather O’Donnell, Celesta; Tobias Rempe, Violine; Kirstin Maria Pientka, Viola; Carlos Bica, Kontrabass
Kinder
Alina Boeck, Frieda Grimm, Aurelia Herdt, Kiron Herdt, Otto-Heinrich Rohrbeck, Janis Tappe, Lotte Thierbach, Martha v. Mechow, Liliane Weismann
Thomas Bruns / Sabine Spillecke, Produktionsleitung
Christiane Lehnert, Regieassistenz
Nina Thorwart, Kostümassistenz/Maske
Isabelle Spengler / Daniel Adams, Live-Kamera
Senol Sentürk, Bühnenbildassistenz
Sophia Miller, Produktionsassistenz
Aufführungsrechte Caryl Churchill: Jussenhoven & Fischer
Eine Familie wartet auf die Rückkehr der Tochter. Doch diese lässt auf sich warten. In einer Zwangsgemeinschaft gefangen, fallen die Mitglieder der Kleinfamilie in ein Vakuum, in dem sich ungeahnte zwischenmenschliche Abgründe auftun.
Die Situation erinnert an die melodramatische Gemütlichkeit einer Telenovela – dem brasilianischen Pendant zu unseren Vorabendserien.
Es entwickelt sich jedoch keine unendliche Familiensaga. In einer einzigen Folge einer fiktiven Telenovela werden zahlreiche Variationsmöglichkeiten der Handlung im Rewind-Verfahren durchgespielt. In Interaktion mit dem Live-Video werden immer wieder neue Entwicklungen und Widersprüche der Personen erzählt.
Dabei mischt sich Alltägliches mit Absurdem, Witziges mit Ausweglosem. Ein Spiel aus Liebe, Leidenschaft, Betrug und Intrige beginnt, das durch soziale Unterschiede und geschlechterspezifische Missverständnisse der Familienstars genährt wird.
Chico Mello arbeitet mit der Dekontextualisierung der Bossa Nova. Seine Telebossa ist eine künstlerische Verbindung von Telenovela und Bossa Nova. In beiden werden permanent durch wiederkehrende Muster starke Emotionen erzeugt. Während die Telenovela die Gefühle jedoch melodramatisiert, ist die Bossa eher zurückhaltend und schafft einen Zustand von Fröhlichkeit bzw. gelassener Trauer. Durch eine „Verbossanovierung“ der Dramatik der Telenovelas entsteht so ein spannender Widerspruch, der durch das Szenische verstärkt wird.
ab 20.00 Uhr
ein musikalischer Hyperraum
Alvin Lucier
Places (2004) DE
Ensemble Phosphor
Pyrit 9 (UA)
Variationen für elektro-akustisches Ensemble
Edgar Varèse
Déserts
für 15 Instrumente, Perkussion und Tonband (1950/54)
Gérard Grisey
aus Espaces acoustiques
Partiels (1975)
Périodes (1974)
Iannis Xenakis
Phlegra (1975) für 11 Musiker
Jalons (1986) für 15 Musiker
Remixe von Axel Dörner und Christof Kurzmann
12./13. Juni 2004, 20:00-24:00 Uhr
Oberbaum City Berlin
Andrea Neumann / Christof Kurzmann
5 rooms
3 ways to look at the same source
4 the source
5 listening to 1-4 without changing the room
Ana Maria Rodriguez / Steffi Weismann
Links gehen – Rechts stehen (UA)
für KNM Ganesha, Video und Live-Elektronik
Georg Katzer / Rose Schulze
Verlassene Räume
Musik / Bild-Installation
Mark André
“…zu…“
für Streichtrio in mehreren Räumen
Otomo Yoshihide
Coal Ratio
Quantity of coal required in order to produce 1t of pig-iron ?
Pierre Jodlowski / Pascal Baltazar
IN & OUT n°1
für Violine, Violoncello und interaktives Video- und Soundsystem
IN & OUT n°2
Improvisation mit interaktivem video & sound System (virtual scoring)
Robin Hayward
Paling Piece
Konzert-Installation für Holzblastrio und 2 Solobläser